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Loslassen durch das neurogene Zittern

TRE®: Tension and Trauma Releasing Exercises

Bei einer übermäßig stressvollen Situation reagiert unser Körper automatisch mit einem Zittern darauf. Sicherlich kannst du dich an einen Moment erinnern, an dem du vor Angst oder Wut gezittert hast. Was sich merkwürdig anfühlen kann, ist eine gesunde und natürliche Art deines Körpers, Anspannung direkt abzugeben.

David Berceli nutzte diese instinktive Körperfunktion, mit der jedes Säugetier ausgestattet ist. Ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen, entwickelte er mit TRE® eine Methode, die eine posttraumatische Belastungsstörung (kurz: PTBS) und Anspannungen mindern oder lösen kann. Mittlerweile wird TRE® auch zum Abbau von Alltagsstress und nicht nur zur Behandlung von Traumata eingesetzt. Wie diese Form der Stressreduktion durch Entladung genau funktioniert, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Was ist TRE®?

Tension and Trauma Releasing Exercises (kurz: TRE®) ist eine Abfolge von Körperübungen, die das neurogene Zittern hervorrufen. Dieses Zittern ermöglicht dem Körper, sich von angesammelter muskulärer Anspannung zu befreien, die besonders nach belastenden Ereignissen wie einem Schock entstehen können. TRE® hilft, das physische und psychische Gleichgewicht wiederherzustellen und den Zustand einer Entspannung und Heilung herbeizurufen.

Der Bioenergetiker, Psychotherapeut und Sozialarbeiter, Dr. David Berceli, entwickelte diese Form der Traumatherapie ursprünglich für Menschen in Krisengebieten, in denen er selbst Erfahrungen als Therapeut sammelte.

FAQ – Die fünf häufigsten Fragen und Antworten

Was bedeutet Stressbewältigung?

Mithilfe der Selbstreflexion gelingt es dir, Stressursachen zu ermitteln und gegen diese vorzugehen, um deinen Stress zu mindern. Es gibt unterschiedliche Stressoren wie Überarbeitung, der eigene Perfektionismus oder eine psychische Erkrankung wie Depressionen. Für jede Ursache eignet sich eine bestimmte Strategie der Stressbewältigung. MBSR ist eine der zahlreichen Methoden zur Reduktion von Stress, oder eben auch TRE®.

Wie wirkt TRE® auf den Körper?

TRE® -Übungen lösen ein neurogenes Zittern aus, das ein natürlicher Lösungsmechanismus des Körpers gegen Stress und Traumata ist. Neurogen bedeutet, dass das Zittern von Nervensystem ausgeht. Synonym wird das Zittern auch als autogenes Zittern bezeichnet, was heißt, dass es von innen heraus erfolgt.

Für wen ist TRE® geeignet?

Zwar konzipierte Berceli seine TRE® -Übungsreihe extra für stark traumatisierte Menschen. Es kann aber jeder TRE® durchführen, der sich angespannt fühlt, sei es aufgrund einer Lebenskrise, prägenden Ereignissen oder alltäglichem Stress. Wenn du unter einer psychischen Krankheit leidest, führe die Übungen aber nur im Beisein eines speziell ausgebildeten TRE®-Providers aus. TRE® kann außerdem bei Schlafstörungen helfen.

Kann TRE® nachweislich gegen körperliche Beschwerden helfen?

Dr. Hildegard Nibel forscht in Deutschland zu dem Thema TRE®. Sie hat Studien durchgeführt, die belegen, dass die Probanden nach einer regelmäßigen TRE®-Praxis weniger körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Schlafprobleme aufweisen.

Können auch Kinder TRE® durchführen?

Auch für Kinder ist TRE® geeignet. Doch auch hierbei solltest du es im Beisein eines ausgebildeten TRE®-Providers die Übungen durchführen lassen, um dein Kind vor Überanstrengung zu schützen und darauf zu achten, dass es nicht möglicherweise von seinen Gefühlen überwältigt wird.

Wo finde ich einen TRE®-Provider in meiner Nähe?

Zum Beispiel auf der Seite des Norddeutschen Instituts für Bioenergetische Analyse e.V. oder auf der Seite von TRE-Deutschland

Endlich ohne Stress

Die Basis für TRE®: Das neurogene Zittern

Bei einer stark belastenden Situation wird der Körper mit viel Erregung aufgeladen. Diese natürliche Reaktion ist ein instinktiver Schutzmechanismus des Körpers. Er bereitet uns darauf vor, entweder zu kämpfen, zu flüchten oder zu erstarren. Unsere verspannte Muskulatur löst sich erst wieder, wenn wir mit einer entsprechenden Kampf- oder Fluchthandlung auf die Gefahr reagieren. Über das neurogene Zittern, das daraufhin einsetzt, gibt der Körper alle Anspannung wieder ab. Das autogene Zittern ist unter anderem diagnostischer Bestandteil bei sozialer Phobie, Panikattacken oder Angststörungen. Mehr Infos, wann TRE© als Methode sinnvoll ist, erfährst du in unserem Interview mit TRE©-Providerin Cordula Paar

Was passiert, wenn die Anspannung im Körper bleibt?

Entlädt das neurogene Zittern die körperliche Erregung nicht, kann eine posttraumatische Belastungsreaktion entstehen. Unser Körper bleibt dauerhaft in einem Zustand der Verspannung und des Stresses. Er versucht, in einer sogenannten Feedbackschleife, das erlittene Trauma und die damit gekoppelten körperlichen Reaktionen zu entladen.

Da die eigentliche Gefahr aber vorüber ist und das autogene Zittern durch eine Reaktionshandlung nicht mehr einsetzen kann, bleibt dieser Versuch erfolglos.

Der Stress, die Angst oder das Trauma bleiben in unserem Körper gespeichert. Das kann auch körperliche Folgen haben. Verspannungen, Blockaden oder Schlafstörungen.
Es können auch psychische Folgen auftreten. Einige betroffene Menschen versuchen, die traumatische Situation zu wiederholen, geraten in eine Umkehrung der Täter-Opfer-Rolle oder entwickeln Gefühle wie Hass, Scham oder Wut.

Dadurch dass der Körper mithilfe der TRE® -Übungen die Blockaden loslässt, wird auch dem Gehirn signalisiert: Die Gefahr ist vorüber, du darfst dich wieder entspannen.

Entspannung nach dem Zittern

TRE®-Übungen lösen Anspannungen

Berceli entwickelte die TRE® -Übungen so, dass sie diese natürlichen Heilungsprozesse des Körpers aktivieren. Durch das Hervorrufen eines neurogenen Zitterns durch verschiedene Übungen kann der Körper aus der Feedbackschleife heraustreten, indem er die traumatische Energie entlädt.

So sind TRE-Übungen aufgebaut

Die Übungsabfolge basiert auf Übungen aus dem Yoga, diversen Kampfsportarten und der Bioenergetik (auch Seelengymnastik genannt). Sie besteht aus den Elementen Haltung, Dehnung und Anspannung.

Vorbereitungsübungen für das Zittern im Stehen

Für die Standübungen ist die Konzentration auf die Erdung wichtig. Der Durchführende muss einen festen Stand einnehmen, um die Sicherheit des Bodens zu spüren. Einige der Vorübungen sind schon darauf ausgelegt, die verkrampften Muskeln, die mit dem Kampf-Flucht-Impuls in Verbindung stehen, zu lösen.

Gemeinsam mit Maria Napoli entwickelte Berceli speziell für die Arbeit in sozialen Bereichen einige weitere Einleitungsübungen, in denen TRE® um Elemente der Achtsamkeit erweitert wird.

Die TRE®-Übungen

Die TRE®-Praxis hilft dir, Anspannung, Stress und Traumata loszulassen. Im Folgenden stellen wir dir sieben Vorübungen vor, die du zuhause durchführen kannst. Wir empfehlen dir jedoch, für die erste Durchführung einen TRE®-Provider zurate zu ziehen, damit du genau weißt, worauf du achten musst. Solltest du bei der Ausführung merken, dass starke Emotionen hochkommen oder du dich überanstrengt fühlst, beende das Zittern und lege eine kleine Pause ein. Beim TRE geht es nicht um Leistung. Die Praxis des Loslassens erfolgt in deinem ganz eigenen Tempo. Wenn du Anfänger bist, solltest du deine Praxis nur jeden zweiten Tag durchführen, um dich nicht zu überanstrengen. Wenn du belastende Erfahrungen gemacht hast oder unter Depressionen leidest, solltest du nach deiner ersten Sitzung mit einem TRE®-Provider mit ganz kurzen Übungsdurchgängen von ein bis zwei Minuten Zittern fortfahren.
Wichtig für die Durchführung der Übungen: Überschreite bei der Intensität und Anstrengung auf einer Skala von eins bis zehn niemals deine persönliche Sieben! Es soll leicht anstrendend sein, aber dich nicht völlig verausgaben.

Übung 1: Füße und Fußgelenke

  • Stelle dich hüftbreit hin. Deine Knie sollten leicht gebeugt und nicht durchgestreckt sein.
  • Nimm wahr, wie sich das Stehen anfühlt.
  • Kippe einen der Füße auf die Außenseite und den anderen parallel auf die Innenseite. Wenn sich deine Zehen dabei vom Boden abheben, versuche sie bewusst zum Boden zu drücken.
  • Bleibe in dieser Position, bis du eine Spannung spürst. Diese kann entweder in den Beinen, Füßen oder den Fußgelenken erfolgen.
  • Die Spannung nimmt an Intensität zu, desto länger du in der Position verweilst. Wird dir das zu viel, kippe deine Füße zur anderen Seite.
  • Bleibe auch hier nur solange, wie sich das Spannungsgefühl angenehm anfühlt. Kippe deine Füße zur anderen Seite, wenn es unangenehm wird.
  • Nachdem du jedes Fußgelenk vier bis acht Mal gedehnt hast, kannst du diese Übung sanft beenden, indem du deinen gesamten Körper leicht ausschüttelst.
  • Stelle deine Füße anschließend fest auf den Boden. Spüre nach. Wie fühlen sich deine Füße, Beine und der restliche Körper nach dieser Übung an?

TIPP: Wenn es dir schwer fällt, längere Zeit in der Position zu stehen, kannst du dich an der Wand abstützen, während du diese Übung durchführst. Zudem kannst du sie auch sitzend auf einem Stuhl ausführen, wenn es sich für dich angenehmer anfühlt.

Übung 2: Waden

  • Stelle dich seitlich zu einer Wand hin, damit du dich mit einem Arm an dieser abstützen kannst. Winkele das Knie deines Standbeines leicht an, während das andere durchgestreckt bleibt.
  • Hebe die Ferse des durchgestreckten Beins langsam vier bis fünf Zentimeter vom Boden ab. Achte darauf, dass der Rest deines Körpers entspannt bleibt. Senke die Fersen ebenso langsam wieder ab. Senke deinen Blick oder schließe die Augen, während du diese Übung durchführst.
  • Wiederhole den Vorgang, bis du die Wade deines Standbeines deutlich spüren kannst. Um die Intensität zu erhöhen, wenn deine Beinmuskulatur beispielsweise sehr gut trainiert ist, kannst du deine Ferse beim Absenken einen Zentimeter über dem Boden halten, anstatt sie komplett abzulegen.
  • Schüttele deine Beine aus, bevor du die Übung auch auf der anderen Seite durchführst.
  • Nachdem du auch damit fertig bist, kannst du deinen gesamten Körper ausschütteln.
  • Stelle deine Füße anschließend hüftbreit und fest am Boden ab. Spüre nach. Wie fühlt sich dein Körper jetzt an?

TIPP: Wenn du körperlich geschwächt bist, kannst du dich auch auf die vordere Kante eines Stuhls setzen, um diese Übung durchzuführen. Hebe dafür die Ferse eines Fußes an, während der andere für das nötige Gleichgewicht sorgt. Wechsele die Seiten, sobald du deine Wade spürst. Beende diese Einheit, wie in der obigen Variante beschrieben.

Übung 3: Knie, Oberschenkel (außen) und Gesäß

  • Stelle dich hüftbreit hin.
  • Beuge dich vor und positioniere deine Hände vor deine Füße auf dem Boden. Sollte diese Haltung für dich unangenehm sein, kannst du deine Hände auch auf ein Kissen, Stühle oder anderen Gegenständen ablegen, um die Distanz zum Boden zu minimieren.
  • Lasse deinen Kopf und Nacken während dieser Übung entspannt hängen. Deine Nase befindet sich vor deinen gebeugten Knien.
  • Hebe ein Bein nach hinten in die Luft. Versuche dabei, das Knie deines Standbeines zu strecken. Das Gesäß verlagert sich nach oben.
  • Mache anschließen mit deinem Gesäß eine Bewegung nach hinten und unten, so als wenn du auf einem Hocker hinter dir Platz nehmen möchtest. Das Gewicht verlagert sich bei dieser Hinsetzbewegung auf die Ferse deines Standbeines. Das Knie deines Standbeins beugt sich dabei.
  • Bewege dein Gesäß anschließend wieder nach oben, so als wenn du wieder aufstehen würdest. Das Knie deines Standbeins solltest du dabei wider strecken.
  • Führe diese Bewegungen solange durch, bis du eine Spannung im Knie, in den Oberschenkeln und im Gesäß spürst.
  • Schüttele deine Beine aus, bevor du die Seiten wechselst.
  • Nachdem du diese TRE®-Übung auch auf der anderen Seite durchgeführt hast, schüttele deine Beine und den Körper kräftig aus.
  • Stelle dich hüpfbreit und aufrecht auf. Nimm den Unterschied im gesamten Körper wahr.

TIPP: Sollte es sich unangenehm anfühlen, den Nacken und den Kopf längere Zeit hängen zu lassen, kannst du stattdessen folgende Übungsvariante ausprobieren: Stelle dich mit dem Gesicht zur Wand. Deine Beine stehen aufgerichtet und hüftbreit. Stütze dich auf Höhe deiner Brust mit Beinen Händen an der Wand ab. Stelle anschließend ein Bein so weit nach hinten, dass lediglich die Zehenspitzen den Boden berühren. Das Knie deines Standbeins ist gebeugt, während du dein Gesäß nach hinten und unten verlagerst. Es erinnert an die Bewegung, die du machst, wenn du dich auf einen Barhocker setzt. Strecke das Knie deines Standbeins wieder. Führe diese Bewegung solange durch, bis du eine Spannung wahrnimmst. Anschließend kannst du deine Beine kräftig ausschütteln, bevor du die Übung auf der anderen Seite durchführst.

 

Übung 4: Oberschenkel (innen), Rücken, Seiten und Arme

  • Stelle dich mit gegrätschten Beinen aufrecht hin. Deine Knie sind dabei gebeugt. Versuche, sie nach außen zu drücken, sodass du eine leichte Spannung in der Innenseite deiner Oberschenkel und Kniekehlen spürbar ist.
  • Beuge dich nach vorne und lasse Arme und Kopf entspannt runterhängen.
  • Fokussiere deine Aufmerksamkeit auf deinen Atmen. Atme tief durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Bleibe zwei weitere Atemzüge in dieser Position.
  • Bewege deinen Oberkörper langsam zum rechten oder linken Bein. Verlagere dein Gewicht dabei nicht und versuche, deinen Unterkörper nicht zu bewegen. Spüre die Dehnung im Rippenbereich während du tief durch die Nase einatmest und durch den Mund aus. Bleibe zwei weitere Atemzüge in dieser Position.
  • Bewege deinen Oberkörper nun zur anderen Seite. Atme insgesamt drei Mal tief ein und durch den Mund wieder aus.
  • Richte deinen Oberkörper wieder mittig aus. Strecke deine Arme unter den Beinen nach hinten. Deine Handflächen zeigen zum Boden und deine Arminnenseiten sind nach vorne ausgerichtet. Du kannst durch die Verlagerung deiner Arme und Hände die Intensität dieser Haltung variieren. Bleibe wie zuvor drei tiefe Atemzüge in dieser Haltung.
  • Atme normal weiter, während du deinen Körper aufrichtest.
  • Schüttle deinen Körper leicht aus.
  • Stelle dich hüftbreit und aufrecht hin und spüre nach. Wie fühlt sich dein Körper an?

TIPP: Für die einfachere Variante dieser Übung setze dich auf einen Hocker oder Stuhl. Deine Füße sind hüftbreit ausgerichtet. Führe deine Arme und Hände entspannt zwischen den Beinen nach hinten durch. Die Handflächen zeigen nach unten. Atme dreimal, wie in der Übung beschrieben, ein und aus. Drehe anschließen deinen Oberkörper zu einem Fuß, sodass dein Oberkörper parallel zu dem Oberschenken des jeweiligen Fußes ausgerichtet ist. Greife mit deinen Händen das Fußgelenk und atme dreimal tief ein und aus. Wiederhole das auch auf der anderen Seite. Kehre in die aufrechte und mittige Position zurück und spüre nach.

Übung 5: Psoas- und Iliacus-Muskel, Vorderseite, Wirbelsäule und Kopf

  • Stelle dich aufrecht hin. Deine Beine sind schulterbreit ausgerichtet. Gehe in die Knie, während du dein Becken nach vorne schiebst. Lege deine Handfläche unterstützend auf dein Gesäß. Dein Blick ist nach vorne ausgerichtet, deine Schultern, dein Kiefer und dein Nacken sind dabei entspannt. Du solltest in dieser Position eine leichte Spannung in der Vorderseite deiner Oberschenkel spüren, die du intensiveren kannst, indem du mithilfe eines leichten Drucks deiner Hände, dein Becken weiter nach vorne verlagerst.
  • Konzentriere dich auf deine Atmung, während du in dieser Position verweilst. Atme durch die Nase tief ein und durch den Mund wieder aus. Bleibe zwei weitere Atemzüge in dieser Haltung.
  • Drehe deinen Oberkörper nun zu einer Seite nach hinten. Der Unterkörper bleibt unbewegt, während sich die Schultern, der Brustkorb und der Kopf mitbewegen. Das Becken bewegt sich ebenfalls etwas zur Seite. Lege deinen Kopf nach hinten, sodass die Nase nach oben zeigt. Fokussiere mit den Augen einen Punkt in Blickhöhe hinter dir. Atme auch hier dreimal tief ein und wieder aus.
  • Drehe dich wieder zurück, indem du erst deinen Kopf nach vorne bewegst, bevor der Körper folgt.
  • Nimm deine Körpermitte wahr.
  • Wiederhole die Bewegungsabfolge auf der anderen Seite.
  • Beende diese TRE®-Übung, indem du deine Beine leicht ausschüttelst.
  • Stelle dich aufrecht hin, die Füße stehen fest auf dem Boden und nimm wahr, wie sich dein Körper jetzt anfühlt. Was hat sich verändert?

TIPP: Du kannst diese Übung auch sitzend auf einem Stuhl durchführen.

Übung 6: Neurogenes Zittern im Stehen

Teil 1 (Dauer: Drei bis sechs Minuten)

  • Positioniere eine Uhr in Sichtweite, um die vorgegebene Dauer der Übung berücksichtigen zu können. Alternativ kannst du dir auch einen Wecker stellen.
  • Lehne dich an eine Wand und gehe in die Hocke, sodass es aussieht als wenn du auf einem unsichtbaren Stuhl sitzen würdest. Deine Füße stehen schulterbreit und fest auf dem Boden, deine Arme hängen locker herunter. Du solltest eine leichte Spannung in deinen Oberschenkeln wahrnehmen können. Ist diese zu intensiv, bewege deinen Rücken ein wenig nach oben.
  • Deine Beine sollten in einem Winkel aufgerichtet sein, indem es dir möglich ist, deine ganzen Füße zu sehen. Siehst du sie nicht, solltest du deine Position anpassen.
  • Konzentriere dich auf deine verlängerte Atmung. Nimm die Spannung in deinem Oberschenkel wahr. Schließe dabei deine Augen, wenn du möchtest.
  • Lasse das Zittern zu, wenn es dir möglich ist. Wird es unangenehm, kannst du die Intensität reduzieren, indem mit deinem Rücken nach oben wanderst. Wiederhole das ruhig solange, bis du stehst, spätestens aber in der vorgegebenen Zeit.

Teil 2

  • Beuge dich mit hängenden Armen nach vorne. Deine Füße stehen ungefähr hüftbreit, deine Knie sind leicht gebeugt. Lasse deinen Kopf und Nacken entspannt hängen.
  • Bleibe ca. eine Minute (ca. zehn Atemzüge) in dieser Haltung und beobachte währenddessen deinen Atem. Atme tief ein und lange aus.
  • Achte darauf, dass du in dieser Position einen sicheren Stand hast.
  • Richte dich nach Ablauf der Zeit auf und atme dabei tief und regelmäßig weiter.
  • Schüttele deine Beine und deinen gesamten Körper behutsam aus.
  • Spüre nach.

TIPP: Teil 1 – Zur Entlastung deines Rückens kannst du ein flaches Kissen an der Wand positionieren, damit die Durchführung der Übung für dich angenehmer wird. Außerdem lässt sie sich ideal im Sitzen durchführen.

Falls du kein neurogenes Zittern spürst, kannst du die Intensivität dieser Übung auch steigern, indem du sie auf Zehenspitzen oder deinen Fersen ausführst.

TIPP: Beim neurogenen Zittern geht es nicht darum, es in jedem Fall auszuhalten. Achte darauf, dass du immer in deinem Wohlfühlbereich bleibst. Mache zwischendurch eine Pause, wenn es für dich zu anstrengend ist.

Das neurogene Zittern muss übrigens nicht immer nach außen sichtbar sein. Manchmal macht es sich auch durch ein Wärme- oder Kältegefühl bemerkbar.

Übung 7: Neurogenes Zittern im Liegen

Stelle dir vor der Durchführung der Übung den Wecker wie folgt:

  • Anfänger: Eine bis fünf Minuten.
  • Nach einer bis zwei Wochen: Fünf bis sieben Minuten.
  • Nach zwei Wochen: Sieben bis zehn Minuten.
  • Nach drei Wochen: Zehn bis fünfzehn Minuten.
  • Nach vier Wochen: Ohne Wecker.

Es gilt, höchstens jeden zweiten Tag zittern!

Ausgangsposition

  • Lege dich auf eine Matte oder eine Decke. Deine Arme liegen zu beiden Seiten locker auf dem Boden.
  • Ziehe deine Beine an und lege deine Fußsohlen gegeneinander. Deine Knie fallen nach außen. Bleibe ca. eine Minute in der Schmetterlingsposition.

Becken anheben

  • Drücke deine Fersen fest gegeneinander, während du dein Becken unter aufgebauter Spannung vom Boden abhebst. Deine Knie bleiben entspannt. Versuche, eine Minute in dieser Position zu bleiben, bis du alle Anspannung loslässt und dein Becken langsam wieder am Boden ablegst.
  • Spüre nach.

Zittern bewusst herbeiführen

  • Begib dich wieder in die Schmetterlingsposition.
  • Bewege deine Knie anschließend ca. fünf Zentimeter aufeinander zu.
  • Bleibe in dieser Position, bis deine Beine anfangen zu zittern.
  • Schließe deine Beine dann um weitere fünf Zentimeter und warte, bis auch hier das Zittern einsetzt.
  • Wiederhole den Vorgang solange, bis deine Knie wieder zusammen und deine Beine geschlossen sind.
  • Führe die Übung anschließend in umgekehrter Richtung durch, indem du die Knie wieder fünf Zentimeter nach außen fallen lässt.
  • Beende die Übung, sobald dein Wecker klingelt oder du dich müde fühlst.

Zittern beenden

  • Strecke deine Beine aus.
  • Sollte das Zittern auch dann nicht aufhören, kannst du deine Fersen bei gestreckten Beinen in Richtung deiner Knie ziehen. Bleibe einige Sekunden in der Anspannung, bis das neurogene Zittern nachlässt.
  • Sollten deine Arme noch zittern, kannst du auch diese dehnen, um das neurogene Zittern zu beenden.

Integrieren

  • Ruhe dich aus. Wähle dafür die Rücken- oder Seitenlage. Ziehe deine Beine an, sodass du in Fötusstellung daliegst. Wähle die Position, die sich für dich gut anfühlt.
  • Beobachte, wie sich dein Körper anfühlt.
  • Beende die Ruhephase, frühestens nach fünf Minuten.

TIPP: Diese Übung lässt sich auch im Sitzen durchführen. Setze dich dafür auf einen bequemen Stuhl mit Rückenlehne und platziere einen Hocker vor dich, auf den du deine Füße stellen kannst. Lehne dich zurück und begebe dich, so gut es geht, in die oben beschriebene Ausgangsposition. Beuge dich anschließend für zwei Minuten nach vorne, um den Psoas-Muskel anzuspannen. Führe danach die Übungen „Becken anheben“ und „Zittern bewusst herbeiführen“ wie oben beschrieben durch.

Wenn du die sieben Vorübungen als fachkundiges Video anschauen möchtest, empfehlen wir dir das Schulungsvideo von Hildegard Nibel und Kathrin Fischer, die Autorinnen des Buches “Neurogens Zittern. Stress und Spannungen lösen” (Trias, 2020) : https://www.youtube.com/watch?v=UWTBb_qJd7s

Buch zum Weiterlesen:

Für die Beschreibung der einzelnen Übungen haben wir uns an dem Buch „Neurogenes Zittern: Stress & Spannungen lösen“ von Dr. Hildegard Nibel und Kathrin Fischer orientiert, indem du weitere Übungsvarianten und Informationen rund um TRE® nachlesen kannst.

Oder hör dir das Podcast-Interview mit Dr. Hildegard Nibel an!

Du hast Fragen oder Anregungen? Gern an:
info@powerful-me.de

 

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