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Mit mehr innerer Ruhe durchs Leben

Geduld lernen: Lebe entspannter 

„Geduld ist eine Tugend“ – dieses Sprichwort kennen wir wohl alle. Geduld im Alltag zu praktizieren, fällt uns aber oftmals gar nicht so leicht. Das Leben besteht zu einem nicht unerheblichen Teil aus Wartezeiten. Wir warten auf das Essen, wir warten in der Schlange im Supermarkt, wir warten vor der Schule auf die Kinder und manchmal warten wir auch abends im Bett darauf, dass wir endlich einschlafen können.

Doch nicht nur das Warten erfordert von uns tagtäglich Geduld. Auch der Umgang mit unseren Mitmenschen und deren unterschiedlichen Charakteren, die Erziehung der Kinder oder Haustiere und Situationen im Beruf verlangen uns hin und wieder einiges an Geduld ab. Schaffen wir es nicht oder nur mit sehr viel Anstrengung, geduldig zu sein, fühlen wir uns gestresst und gereizt. Kennst du das Gefühl? Wir erklären dir, was Geduld wirklich bedeutet und mit welchen Tipps du dich darin üben kannst.

Die Definition von Geduld: Was steckt dahinter?

Bist du geduldig, besitzt du per Definition die Fähigkeit, (ab)warten zu können oder etwas zu erdulden. Die Geduld ist eng mit der Gelassenheit verbunden. Denn wer nicht gelassen ist, kann auch nicht geduldig sein.

Zur Geduld ist ein gesundes Maß an Frustrationstoleranz wichtig, denn es geht vor allem darum, zu akzeptieren, wenn etwas nicht den eigenen Vorstellungen entspricht.

Auch auf ein langfristiges Ziel hinzuarbeiten, dessen Entlohnung uns erst in weiter Ferne erwartet, erfordert ein gewisse Frustrationstoleranz. Viele Menschen möchten beruflich erfolgreich sein, dennoch fehlt es ihnen oft an der nötigen Geduld, um dieses Ziel zu erreichen.

Bestimmt hast du schon mal vom “Geduldsfaden” gehört. Dieser sprichwörtliche Faden reißt bei dem einen Menschen schneller, bei dem anderen langsamer oder sogar nie. Da liegt die Frage nahe, wie es dazu kommt, dass manche Menschen eine schier unerschütterliche Geduld zu haben scheinen, während du selbst vielleicht schon bei der kleinsten Verzögerung aus der Haut fahren könntest.

Vergleichen hilft auch hier nicht weiter

Manchmal neigen wir auch beim Thema Geduld dazu, uns zu vergleichen. Wieso kann beispielsweise die vierfache Mutter aus der Nachbarschaft auch beim hundertsten Mal „Mama“ immer noch geduldig zuhören, was ihr Kind möchte, während du selbst manchmal schon mit einem Kind die Geduld verlierst? Ist das einfach eine Typsache? Nicht unbedingt. Natürlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle bei der Entwicklung eines geduldigen oder ungeduldigen Gemüts. Haben wir in der Kindheit und Jugend überwiegend Rollenvorbilder, die sehr geduldig sind, überträgt sich das zu einem gewissen Teil auch auf uns selbst. Doch auch unsere Lebenssituation spielt eine wesentliche Rolle dabei, wie geduldig wir mit uns und unseren Mitmenschen sind. Das stellt sich manchmal als echte Herausforderung dar.

Die Herausforderung mit sich selbst geduldig zu sein 

Um geduldig durchs Leben gehen zu können, ist es wichtig zuerst einmal zu lernen, Geduld für sich selbst aufzubringen. Oft fällt uns das sogar noch schwerer, als geduldig mit anderen Menschen zu sein. Wir neigen dazu, unrealistische Ansprüche an uns selbst zu stellen, beispielsweise wenn wir etwas Neues lernen möchten und es nicht sofort klappt, wenn die Diät nur schleppend voran geht, obwohl das Ziel eine schnelle Gewichtsabnahme war, oder wenn beim Sport nicht auf Anhieb die gewünschte Leistung abgerufen werden kann. Oft haben sich die Verhaltensweisen über lange Zeit etabliert, oder sind sogar in gewisser Weise anerzogen. Eine geduldige Erziehung, die auch Fehler und Scheitern zulässt, hilft uns dabei, später im Leben die Geduld aufzubringen, die oftmals nötig ist. Unrealistische Ansprüche von außen führen dazu, dass wir auch mit uns selbst viel zu hart ins Gericht gehen.

Deine Geduld mit dir selbst und auch mit anderen kannst du auch mit Achtsamkeitsübungen und Meditation steigern.

Der Schlüssel zu einer geduldigen Haltung mit sich selbst ist in erster Linie die Selbstakzeptanz.

Vielleicht hast du schon mal davon gehört, dass es anderen Menschen erst möglich ist, uns zu lieben, wenn wir uns auch selbst lieben. So ist es auch mit der Geduld. Indem wir lernen, uns mit all unseren Stärken aber auch Schwächen anzunehmen, fällt es uns leichter zu akzeptieren, wenn wir mal einen schlechten Tag haben und wir eine Aufgabe nicht so schnell erledigen können, wie wir es uns gewünscht haben. Eine geduldige Grundhaltung uns selbst gegenüber, gibt uns die Chance, auch in anderen Bereichen unseres Lebens geduldig und somit auch erfolgreich zu sein.

Mit Geduld zu mehr Achtsamkeit

Geduld spielt in der Achtsamkeitslehre eine sehr wichtige Rolle, denn sie gehört, wie auch Akzeptanz zu den Säulen bzw. Qualitäten der Achtsamkeit. Dabei geht es darum, durch die innere Haltung anzuerkennen, dass alles zu seiner Zeit passiert, was es uns ermöglicht Gelassenheit und inneren Frieden zu erlangen. Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, welche Faktoren in unserer modernen Welt, die Ungeduld in uns begünstigen.

Durch die Digitalisierung und Industrialisierung unserer Welt haben wir uns angewöhnt, alles bekommen und auch mitbekommen (Stichwort FOMO = Fear of Missing Out) zu können — und das immer schneller und leichter. Egal, ob es ums Einkaufen geht oder die Buchung einer Fernreise: Die wenigen Klicks per Smartphone haben die ständige Verfügbarkeit für uns zur Normalität werden lassen. Müssen wir dann aber mal auf etwas warten, bekommen wir etwas nicht sofort oder müssen uns sogar über einen längeren Zeitraum hinweg anstrengen, ohne sofort die Früchte unserer Arbeit ernten zu können, geht uns die Geduld gerne mal aus. Ein vollgepackter Alltag aus Job, Terminen und Haushalt führt außerdem dazu, dass wir uns immer öfter gehetzt fühlen und jede Verzögerung als ein Scheitern unseres gewohnten Tagesplans wahrnehmen. Mit einer achtsamen Herangehensweise können wir es schaffen, uns von dieser Fremdbestimmtheit zu lösen und Dinge, die nicht nach unseren Vorstellungen laufen, anzunehmen.

Kann ich Geduld erlernen und was habe ich davon?

Die gute Nachricht ist: Niemand muss sich damit abfinden ein ungeduldiger Mensch zu sein. Jede und jeder kann Geduld im Rahmen der eigenen Möglichkeiten lernen. Natürlich passiert das nicht von heute auf morgen. Es erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen. Das mag für die Ungeduldigen unter uns jetzt natürlich die weniger gute Nachricht sein und vielleicht fragst du dich: Warum sollte ich mir überhaupt die Mühe machen, an meiner Geduld zu arbeiten? Es lohnt sich, an deiner Geduld zu arbeiten, weil es dir eine ganze Reihe an Möglichkeiten eröffnet, die dich langfristig zu einem glücklicheren und entspannten Leben führen.

So gelingt es dir mit Geduld beispielsweise viel besser, deine Lebensziele zu erreichen. Es fällt dir weniger schwer, für längere Zeit auf etwas zu verzichten, weil du dich auf das Ziel freust, auch wenn es noch in weiter Ferne liegt. Diese innere Gelassenheit reduziert erheblich dein Stresslevel und du vergeudest keine Energie mehr darauf, dich über Dinge aufzuregen, die du nicht ändern kannst.

Das kann sogar deiner Gesundheit helfen, denn wer gelassen und geduldig durch das Leben geht, hat seltener mit Bluthochdruck zu kämpfen. Nicht selten sabotieren wir uns durch unsere Ungeduld sogar selbst, denn sie kann dazu führen, dass wir unter Druck Fehler machen, sodass alles umso länger dauert. Durch deine neu gewonnene Geduld reduzierst du das Risiko solcher Fehler und wirst noch effizienter. Nicht zuletzt hilft dir die Geduld auch in deinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Menschen in deinem Leben fühlen sich von dir verstanden und akzeptiert, wenn du Geduld mit ihnen hast. Zudem beeinflusst du dein Umfeld positiv mit deiner erlernten Geduld. So wird das Konfliktpotential reduziert und die geduldige Kommunikation miteinander gerät in den Fokus.

Wie lange es dauert, bis du geduldiger bist, lässt sich schwer beantworten. So individuell wie unsere Ausgangslage, ist auch der Fortschritt. Hier ist es wichtig, die kleinen Erfolge anzuerkennen und akzeptieren zu lernen, dass sich Gewohnheiten, die sich ein Leben lang entwickelt haben, nicht in kürzester Zeit ändern lassen.

Geduld üben: Tipps, um deine Geduld zu steigern

Wie man die eigene Geduld Schritt für Schritt steigern kann und zu mehr Gelassenheit im Alltag gelangt:

1. Der erste Schritt zu mehr Geduld ist, dir bewusst zu machen, in welchen Situationen du zu Ungeduld neigst, was dich besonders ungeduldig werden lässt und in welchen Situationen du deshalb wütend und gereizt reagierst. Um dir darüber klar zu werden, kannst du dir diese Situationen aufschreiben. So fällt es dir leichter, Muster zu erkennen und sie zu durchbrechen. Befindest du dich also beim nächsten Mal in einer ähnlichen Situation (z. B. musst du mal wieder ewig lange im Wartezimmer der Arztpraxis ausharren, obwohl du einen Termin hast), mache dir gleich vorab bewusst, dass die Möglichkeit auf eine längere Wartezeit besteht, und versuche dein Mindset umzulenken. Wenn möglich, lege deine Termine so, dass du durch Verzögerungen nicht in Zeitnot gerätst. So fällt bereits ein großer Stressfaktor von dir ab und du kannst die Wartezeit entspannt mit einem Buch, oder einem Podcast überbrücken. Indem du dich vorbereitest, nimmst du deiner Ungeduld von Anfang an den Wind aus den Segeln. So kannst du von der Situation nicht überrascht werden und die Hilflosigkeit, die du in ungeduldigen Momenten verspürst, bleibt aus.

2. Sieh die Wartezeit nicht als verlorene Zeit, sondern nutze sie gezielt für Dinge, die sonst vielleicht zu kurz kommen. Während du am Telefon in der Warteschlange hängst, mache ein paar Dehn- oder Atemübungen, so tust du deinem Körper etwas Gutes und es hilft dir sogar dabei, Ruhe zu bewahren. Wartest du auf der Arbeit darauf, dass dir dein Kollege etwas zuschickt, damit du weiterarbeiten kannst? Nutze die Zeit, um deinen Schreibtisch aufzuräumen, oder deine Schubladen auszumisten. Versuche in jeder Situation eine alternative Beschäftigung zu finden und sieht das Positive darin. Auch wenn du gerade keine Alternative zur Hand hast, lass deine Gedanken einfach mal schweifen. Überlege dir vielleicht was du am Abend kochen möchtest, anstatt deine Gedanken von Wut über die Situation beherrschen zu lassen.

3. Wolltest du vielleicht schon immer mal mit Yoga oder Meditation anfangen? Dann ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt dafür. Körperliche Bewegung tut nicht nur gut, macht den Kopf frei und entspannt, die Philosophie des Yogas und der Meditation hilft dir auch dabei, Ruhe und Geduld zu verinnerlichen, Dinge anzunehmen und deine Energie an der richtigen Stelle einzusetzen.  

4. Auch wenn wir uns daran gewöhnt haben, alles zu jeder Zeit bekommen zu können, besinne dich auf eine realistische Erwartungshaltung. Führe dir gezielt vor Augen, welche Verhaltensweisen dazu führen, dass du gar keine Gelegenheit dazu bekommst, das Warten zu praktizieren. Bestellst du vielleicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit per Expressversand? Kaufst du dir lieber ein schnelles Fertiggericht, anstatt dich in die Küche zu stellen und das Essen frisch zuzubereiten? Versuche einmal gegensätzlich zu handeln und bewerte ganz objektiv, was dadurch passiert. Hast du dadurch einen Nachteil? Oder fühlt es sich sogar gut an, sich auf etwas freuen zu können und den Weg dorthin bewusst wahrzunehmen?  

Fragen oder Anmerkungen? Schreib mir gern:
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