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Fühlst du dich unterfordert?

Boreout: die chronische Langeweile

Leiden Mitarbeiter an chronischer Langeweile und Unterforderung im Job, kann dies auf das Boreout-Syndrom hindeuten. Wer ständig unterfordert ist, wird langfristig krank. Wir erklären dir hier, was ein Boreout ist, wie du es erkennst und was du dagegen tun kannst.

Was ist das Boreout-Syndrom?

Das Boreout-Syndrom ist das Pendant zum Burnout, welches die Überforderung im Job oder Privatleben beschreibt. Ein Boreout hingegen meint das Gegenteil – eine chronische Antrieblosigkeit. Ab und zu mal Langeweile zu haben, bedeutet nicht gleich, dass du an einem Boreout leidest. Das Boreout beschreibt die Unzufriedenheit, die durch permanente Langeweile und Monotonie hervorgerufen wird. Wenn die Langeweile über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt, ist von einem Boreout die Rede.

Dem Burnout (der Überlastung) steht das Boreout (die Unterforderung) gegenüber. Die beiden Syndrome beschreiben zwar gegensätzliche Zustände, ähneln sich jedoch in vielen Symptomen.

Geprägt wurde der Begriff erstmals im Jahr 2007 mit der Erscheinung des Buchs „Diagnose Boreout“ von Peter Werder und Philippe Rothlin. Werder und Rothlin beschäftigen sich mit dem Phänomen der absoluten Langeweile am Arbeitsplatz, das aus drei Elementen besteht:

  • Unterforderung: Es gibt zu wenige oder zu leichte Aufgaben.
  • Langeweile: Ein Gefühl der Lustlosigkeit ist vorhanden und es fühlt sich an, als würde die Zeit nicht vergehen.
  • Desinteresse: Die Arbeit erscheint unwichtig und wirkt für den Arbeitnehmer sinnlos.

Dieses Phänomen ist, im Gegensatz zum Burnout, nicht wissenschaftlich belegt oder nachgewiesen. Eine Erhebung der Bundesagentur für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat herausgefunden, dass sich rund 14 Prozent der Arbeitnehmer der Arbeitnehmer unterfordert fühlen. Ein wissenschaftlicher Nachweis für das Boreout-Syndrom ist dies aber nicht. Während Burnouts von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ bezeichnet werden, wird das Boreout-Syndrom von der Allgemeinheit gern als Luxusproblem gesehen.

Wie die Langeweile kompensiert wird

Arbeitnehmer kompensieren die Langeweile auf verschiedene Weisen. Diese sind abhängig von der Beschaffenheit des Büros (zum Beispiel, ob der Chef den Arbeitsplatz der Beschäftigten im Blick hat) und von internen Tracking-Systemen. Versucht ein Mitarbeiter eine Aufgabe zu erledigen, die ihn unterfordert, zieht er sie in die Länge, um freie Zeit auf der Arbeit zu vermeiden. Eine andere Art der Kompensation ist das genaue Gegenteil: Die Arbeit wird so schnell beendet wie möglich, damit der Mitarbeiter genug Zeit für private Dinge hat. Teilweise wird aber auch eine komplette Anti-Arbeit-Haltung angenommen, wenn das Problem bereits bei der Geschäftsführung thematisiert wurde. Hat der Arbeitnehmer beim Chef gemeldet, dass er sich unterfordert fühlt und bekommt immer noch keine sinnvollen, angemessenen Aufgaben, setzt sich diese Anti-Haltung fest und Aufgaben werden schlichtweg ignoriert.

Die Arbeitsqualität sinkt

Mangelt es Betroffenen an Selbstwertgefühl, kann es sein, dass sie die falsche Berufswahl für sich treffen und somit leichter an einem Boreout leiden. Betroffene schätzen ihre Fähigkeiten zu gering ein und landen so an einem Arbeitsplatz, der für sie nicht passend ist und sie sich unterfordert fühlen. Achtsamkeit hilft dir, deinen eigenen Wert zu erkennen und dich selbst besser zu schätzen zu wissen. Die ständige Unterforderung im Job hat nicht nur Folgen für die Gesundheit des Betroffenen, sondern auch für die Arbeitsqualität. Ein Teufelskreis entsteht: Langeweile über einen längeren Zeitraum führt zu schlechteren Leistungen und schlechtere Leistungen führen wiederum zu mehr Langeweile. Betroffene verlieren immer mehr den Bezug zu ihrer Arbeit und fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz unwohl. Von erfüllten Arbeiten ist keine Rede mehr. Rothlin und Werder schätzen, dass in Deutschland ein wirtschaftlicher Schaden von über 250 Milliarden Euro durch das Boreout-Syndrom entstanden ist.

Warum Langeweile im Job nicht nur negativ ist

Durchgängig Aufgaben zu haben, die einen vor eine Herausforderung stellen, kann sich auch negativ auswirken: Über einen längeren Zeitraum entsteht möglicherweise ein Burnout. Es ist wichtig ist, dass du eine gute Balance aus Herausforderungen und weniger schwierigen Aufgaben hast, um Überforderung zu meiden. Eine kurze Pause und kleine Tagträume auf der Arbeit sind wichtig, um neue Inspiration zu finden und einen klaren Kopf zu bekommen.

Die Symptome des Boreout-Syndroms

Zwar ist das Boreout-Syndrom das Gegenteil des Burnouts, die Symptome sind zum Teil jedoch ähnlich. Bei beiden handelt es sich um Syndrome, die Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden des Betroffenen haben. Wir haben hier die häufigsten Symptome für Boreout zusammengefasst.

Die häufigsten Symptome

Tipps für die Bewältigung des Boreout-Syndroms

Um ein Boreout zu vermeiden, ist es wichtig, dass du eingreifst, sobald du erste Anzeichen für dieses Syndrom feststellst. In der Regel findet sich gemeinsam eine Lösung für das Problem. Unsere Tipps ersetzen zwar keine psychologische Hilfe, helfen dir jedoch, eine leichte Form des Boreouts zu bewältigen.

1. Sprich das Problem an

Sobald du merkst, dass du unter dem Boreout-Syndrom leidest, sprich offen mit deinem Arbeitgeber darüber. Mithilfe eines vertraulichen Gesprächs kannst du deine Situation verdeutlichen und gemeinsam mit deinem Arbeitgeber nach einer Lösung schauen. Bring am besten schon Vorschläge mit, die dir helfen würden.

2. Führe Protokoll

Um deine Situation objektiv einzuschätzen, lohnt sich ein Arbeitsprotokoll. Halte eine Woche lang täglich schriftlich fest, welche Aufgaben du machst. So kannst du danach schauen, ob du selbst etwas verändern könntest, um die Langeweile zu vermeiden.

3. Suche dir eine sinnvolle Nebenbeschäftigung

Anstatt die Langeweile im Büro einfach hinzunehmen und dich nur privaten Angelegenheiten zu widmen, schaue nach Tätigkeiten, die sowohl dir als auch dem Unternehmen von Nutzen sind. Arbeite dich in ein Thema hinein, vielleicht überzeugst du deinen Chef dadurch, dich mehr einzubinden.

4. Probiere Neues aus 

Erkunde neue Aufgabenfelder und probiere sie aus. So schaffst du Abwechslung und hast die Chance, einen dir bislang unbekannten Bereich kennenzulernen. Wenn auch andere Aufgabenfelder und Themen dich nicht motivieren konnten, solltest du über eine Neuorientierung nachdenken.

5. Suche einen neuen Job

Vielleicht gibt es innerhalb deines Unternehmens einen anderen passenden Job für dich. Höre dich um, ob zurzeit etwas Interessantes frei ist. Ist das nicht der Fall, und du spürst mehr und mehr eine wachsende Belastung in dir aufsteigen, schaue in Jobbörsen nach Arbeit in anderen Unternehmen. Dadurch bekommst du Abwechslung und findest vielleicht etwas, was dich fasziniert.

6. Beruhige dich mit Atemmeditation

Konzentrierst du dich auf deine Atmung, löst du dich von der Umgebung und somit auch von deiner Unterforderung. Suche dir eine ruhige Umgebung und atme mehrere Male tief ein und aus, sodass ein gleichmäßiger Atemrhythmus entsteht. So vertreibst du negative Gefühle aus deinem Kopf und schaffst neue Konzentration durch Pranyama (Atemübungen).

7. Suche dir einen Ausgleich

Wenn du dich auf der Arbeit unterfordert fühlst, suche dir einen passenden Ausgleich für deine Freizeit. Entscheide dich für etwas, was dich auspowert oder dich intellektuell herausfordert. Die Unterforderung im Job muss nicht bedeuten, dass du auch in der Freizeit unterfordert sein musst.

Wie können Arbeitgeber dem Boreout vorbeugen?

Es liegt nicht nur im Interesse des Arbeitnehmers, das Boreout-Syndrom zu vermeiden. Auch Arbeitgeber können einen Beitrag dazu leisten, chronische Unterforderung zu verhindern. Langeweile gilt am Arbeitsplatz in der heutigen Leistungsgesellschaft zwar als tabu, tritt jedoch immer wieder auf. Um diese Langeweile zu vermeiden, können Arbeitgeber starre Systeme lösen und Hierarchien lockern. Beispielsweise dient die Gleitzeit oder die Vertrauensarbeitszeit dazu, dass Arbeitnehmer sich ihre Arbeit selbst einteilen können und früher gehen können, wenn sie Langeweile verspüren und im Gegenzug nachholen, wenn eine stressigere Phase ansteht.

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